Der Begriff der Atemtherapie verleitet zu der Annahme, dass man an Asthma oder anderen Atemwegserkrankungen leiden muss, um von dieser Form der Therapie zu profitieren. Dieser Gedanke ist zwar naheliegend, wird aber dem weitgreifenden Wirkungskreis des Atems nicht gerecht.
Viele Krankheiten haben ihren Entstehungsgrund in unserer Psyche. Denken Sie nur daran, welche Auswirkungen dauerhafter Stress oder Ärger, z. B. in Beruf oder Familie, auf uns haben können. Ärger, Ängste, Wut und Trauer werden verdrängt. Es gibt kaum Zeit und Raum, um diese Emotionen zu verarbeiten. Der Mensch hat in seiner jeweiligen Lebenssituation zu funktionieren. So übernimmt der Körper die Aufgabe eines Puffers für die verdrängten Emotionen. Dies ist dem Körper nur bis zu einer gewissen Grenze möglich. Deshalb sind Schmerzen oder Krankheiten oft die Folge eines überlasteten Systems.
Unsere Lebensumstände manifestieren sich auch in unserem Atem, d. h. unsere Lebensmuster werden zu Atemmustern. Der Atem ist kurz und gehetzt, es gibt keine Atempause mehr. Der Einatem wird gezogen, der Ausatem kann nicht mehr restlos abgegeben werden. Die Atmung findet nur noch im oberen Brustbereich statt. Der Einatem ist klein und schwach, der Ausatem versickert. Dies sind nur einige Beispiele, wie unsere Lebensumstände unseren Atem beeinflussen können. Der Atem kann seiner Leben spendenden Aufgabe nicht mehr gerecht werden, da er durch die körperlichen und psychischen Einschränkungen, die muskuläre Festhaltungen, Anspannungen und Fehlhaltungen erzeugen, daran gehindert wird.
Diese Beschwerden werden uns so lange begleiten, bis wir unsere Lebensgewohnheiten ändern und uns wieder an unsere Einheit von Körper, Seele, Geist und Atem erinnern.
Der Atem ist das Instrument, mit dem wir uns und unserem heilen Kern sehr nahe kommen können.
Sind wir offen für Wachstum und Veränderung und bereit, Atem und Leib bewusst und achtsam auf unserem Weg nach innen zu begleiten, können wir eine Fülle von Erfahrungen machen, die prägend für unser Leben sein werden.
Sind wir offen für Wachstum und Veränderung und bereit, Atem und Leib bewusst und achtsam auf unserem Weg nach innen zu begleiten, können wir eine Fülle von Erfahrungen machen, die prägend für unser Leben sein werden.
Der Atem wird uns bald seine "Alltagstauglichkeit" beweisen und wir erfahren uns sicherer, kraftvoller, kreativer, lebendiger und gesünder.
Atem ist die führende Kraft in uns,
Atem ist Urgrund und Rhythmus des Lebens,
Atem - ein Weg zum Sein.
Ilse Middendorf
Ziel der Atemarbeit ist es nicht, Krankheiten zu heilen. Es wird weder eine Diagnose gestellt, noch werden Symptome therapiert. Dennoch ist oft eine Krankheit der Auslöser, sich der Atemtherapie zuzuwenden.
Es ist das Anliegen des Erfahrbaren Atem, die Selbstheilungs- und Selbstentwicklungskräfte im Menschen über den Atem anzusprechen, zu unterstützen und zu fördern.
Der Erfahrbare Atem unterscheidet sich von anderen Methoden dadurch, dass er niemals willentlich beeinflusst, aber immer in das Bewusstsein des Menschen gehoben wird.
Wir spüren wie unser Empfindungsbewusstsein für unseren Atem und Körper wächst. Wir lernen Hingabe und Achtsamkeit und erfahren uns im verbalen Austausch dessen, was wir empfinden und fühlen. So werden uns unsere leibseelischen Zusammenhänge über den Atem bewusst.
Wir spüren wie unser Empfindungsbewusstsein für unseren Atem und Körper wächst. Wir lernen Hingabe und Achtsamkeit und erfahren uns im verbalen Austausch dessen, was wir empfinden und fühlen. So werden uns unsere leibseelischen Zusammenhänge über den Atem bewusst.
Der bewusst begleitete Atem bringt uns zurück in das Hier und Jetzt.
Wir lernen Verhaltensmuster der Vergangenheit loszulassen und die Zukunft nicht schon in der Gegenwart zu bearbeiten. Bin ich in meinem Atem, bin ich immer im jeweiligen Augenblick. Und dieser jeweilige Augenblick ist der einzige Moment, in dem ich agieren kann.
Wir lernen Verhaltensmuster der Vergangenheit loszulassen und die Zukunft nicht schon in der Gegenwart zu bearbeiten. Bin ich in meinem Atem, bin ich immer im jeweiligen Augenblick. Und dieser jeweilige Augenblick ist der einzige Moment, in dem ich agieren kann.
So kann ich meine Freiheit über den Atem erfahren. Die daraus resultierende Lebensfreude und Kreativität wirkt sich in allen Bereichen unseres Lebens aus.
Ein freier Atem erfasst nicht nur nach außen sichtbar den Brust- und Bauchraum, sondern die Atemwelle schwingt tief im Inneren durch alle Organe und Zellen. Hier kann eine Ahnung aufleuchten, wie weitreichend und tief greifend ein freier Atem wirken kann.
Je freier der Atem durch den Leib schwingt und je ausgeprägter das Bewusstsein ist, das ihn begleitet, um so empfindungsbewusster, durchlässiger und lebendiger wird er.
Der angestrebte eutonische Körperzustand bringt die körperlichen Spannungsverhältnisse in ein Gleichgewicht, so dass sich Haltung und Aufrichtung verbessern. Sie erfahren Wohlspannung und innere Ruhe. Gleichzeitig erreichen Sie eine Stabilisierung Ihrer Gesundheit.
Die psychische Ausgeglichenheit wächst. Verdrängte Emotionen können sich auflösen und Sie finden in Ihre Mitte zurück. Sie werden selbstbewusster und können mit mehr Verantwortung für Ihr Leben agieren.
Das Problembewusstsein verschiebt sich. Wir lernen zu lassen, andere Menschen oder Umstände so zu lassen, wie sie sind und nicht so, wie wir sie haben möchten. Wir lernen auch uns selbst so anzunehmen, wie wir sind, um aus dieser liebevollen Haltung heraus Veränderungen möglich werden zu lassen.
So ist es möglich, dass kranke Menschen durch die Arbeit mit dem Atem oft dadurch gesunden, dass sie ihre Haltung zu sich selbst, dem Partner, der Arbeit oder dem Leben gegenüber grundsätzlich ändern. Häufig entfallen dadurch die krankmachenden Ursachen und das Vertrauen in den lebenstragenden Grund wächst.
Der Weg am "Leitseil" des Erfahrbaren Atem wird immer ein Weg des inneren Wachstums sein, der mit Geduld, Zeit und Liebe begleitet werden will.
Der Erfahrbare Atem ist keine medizinische Heilmethode und kann den Weg zum Arzt oder Psychotherapeuten nicht ersetzen.